Ökumenisches Patriarchat

Als die alte Handelsstadt Byzantion am Bosporus, damals nur Sitz eines Diozesansbischofs, im Jahre 330 n. Chr. von Kaiser Konstantin zur neuen Hauptstadt des Romischen Reiches erhoben wurde, erhielt sie nicht nur die Rechte und Privilegien des Bischofs des alten Rom. Nach einem Beschluß des 2. Okumenischen Konzils (381 n. Chr.) in der Pentarchie der 5 Patriarchate, erhielt Byzantion nach Rom die 2.Rangstelle vor Alexandria, Antiochia und Jerusalem. In der byzantinischen Zeit erweiterte es seine geistliche Autoritat, unterstutzt durch die kaiserliche Politik und durch Einflußverluste der anderen Patriarchate, die große Bereiche durch arabische Eroberungen verloren hatten.Die Slawenmission im 9. Jh., vergroßerte ebenfalls diegeistliche Autoritat und den kirchlichen Einfluß von Byzantion weituber die Grenzen des ostromischen Reiches.

Leider wurde im Laufe der Zeit das Verhaltnis zu Rom infolge theologischer und politischer Differenzen zunehmend belastet. Im Jahre 481 kam es sogar im sogenannten ersten morgenlandischen Schisma zum zeitweiligen Abbruch der gegenseitigen Beziehungen. Verhandlungen uber die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit 1054 zwischen Papst Leo IX. und dem Patriarchen Michael Keroularios scheiterten und endeten in gegenseitigen Bannspruchen. Diese wurden nach erfolglosen Unionsversuchen auf den Konzilien von Lyon (1274) und Ferrara-Florenz (1438/9) erst 1967 als Ergebnis der okumenischen Bewegung aufgehoben.

Unter der osmanischen Herrschaft wurde der okumenische Patriarch zum Ethnarchen (Oberhaupt der Christen im osmanischen Bereich). Seine Residenz wurde von der Hagia Sophia zur Georgioskirche im Stadtteil Phanar verlegt, wo sie sich heute noch befindet.

Durch die politischen Veranderungen des vergangenen Jahrhunderts hat sich der Jurisdiktionsbereich von Byzanz gewandelt und u.a. durch die Migration der orthodoxen Christen weltweite Bedeutung erlangt. Der okumen. Patriarch koordiniert die Zusammenarbeit der orthodoxen Kirchen, er beruft die Panorthodoxen Konferenzen ein und fuhrt den okumenischen Dialog. Das Okumenische Patriarchat ist Grundungsmitglied des Weltkirchenrats (ORK, Genf).

Eine Diozese in der Diaspora ist auch unsere Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland zugleich Exarchat des Patriarchats in Zentraleuropa.

Literatur: Maximos von Sardes, Das Okumenische Patriarchat in der Orthodoxen Kirche; Freiburg 1980.